Der Musikpavillon - eine Verbindung zwischen Musikhochschule und Bürgern
Gemäß der Planung der Stadt erhält Traffiq, die lokale Verkehrsgesellschaft Frankfurt, eine neue Fläche in der B-Ebene, so dass der bisherige Traffiq-Pavillon abgerissen werden kann. An seiner Stelle soll in der vorliegenden Planung ein Musikpavillon entstehen: Zum einen ergänzt ein Gebäude, das stilistisch eher zur Hauptwache und zur Katharinenkirche passt, das ganze Areal so, dass eine Art Dreiklang entsteht – gruppiert wie um einen Marktplatz. Zum anderen ist ein alternatives Musikprogramm zur E- Musik des MOMEN eine Form der Inklusion: Bei Kultur-Arealen soll möglichst für alle Bürgergruppen etwas ansprechendes dabei sein, nicht nur für einen Teil der Bürger. Hinzu kommt, dass Künstler klassischer Musik wegen Corona hohe finanzielle Einbußen hatten und mehr denn je Gefahr laufen, ins Abseits zu geraten: Eine stärkere Nähe zu den Menschen insbesondere durch leicht zugängliche Kurz-Konzerte im Alltag ist wichtig für die Zukunft und das Überleben der klassischen Musik.
Im Baufenster des Traffiq-Pavillons soll ein Musikpavillon für klassische Musik entstehen, um sowohl das Musikangebot an der Hauptwache als auch das Gebäude-Ensemble abzurunden
Um den Musikpavillon täglich bespielt zu bekommen, ohne horrende Künstler-Honorare zahlen zu müssen, stellt sich die Frage, welche Künstler ein Programm einstudieren, das sie nicht zum Geldverdienen vorspielen: Und das sind zum Beispiel Künstler in Ausbildung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst (HfMDK) in Frankfurt – diese spielen hauptsächlich (aber nicht nur!) klassische Musik.
Selbstverständlich können auch andere Künstler dort spielen – allerdings sollte die HfMDK die Programm-Festlegung vornehmen, da der Abstimmunsaufwand ansonsten bei der Vielzahl von Prüfungen und Wettbewerbsvorbereitungen etc. zu mühsam werden würde. Die anderen Künstler können sich natürlich für die Leerzeiten im Pavillon bei der HfMDK eintragen lassen.
Ein Musikpavillon im Jugendstil kann eine ästhetisch ansprechende Ergänzung zur alten Hauptwache und der Katharinenkirche sein – und seine Erbauung fördert Handwerkstraditionen, die vom Aussterben bedroht sind
Sollte der Traffiq-Pavillon abgerissen werden, ist es sinnvoll, dort einen neuen Pavillon zu errichten, da das Baufenster samt Leitungsanschlüssen bereits vorhanden ist. Wird der Musikpavillon im klassischen architektonischen Stil gehalten, dann bildet er mit der „Alten Hauptwache“ (heute Café an der Hauptwache) und der Katharinenkirche ein harmonisches Ensemble. In der vorliegenden Planung gibt es einen Vorschlag in Anlehnung an einen Pavillon im Jugendstil, der vor dem zweiten Weltkrieg tatsächlich an der Hauptwache stand, wenn auch an anderer Stelle (von der alten Hauptwache aus gesehen in Richtung Roßmarkt).
Alternativ sind auch Pavillon-Varianten im modernen Architekturstil entwickelt worden.
Die Frankfurter waren seinerzeit so angetan von der Jugendstil-Wartehalle, dass sie den Pavillon, als er der neuen Straßenbahn-Verkehrsführung weichen musste, sorgfältig abgebaut und in Niederrad an einer anderen Haltestelle wieder aufgebaut haben.
Das kleine Pavillon-Gebäude hat damals als Wartehallte eher einen Kiosk-Charakter gehabt, vermutlich mit Zeitungs- und Fahrkartenverkauf. Im Rahmen der vorliegenden Planung ist der Vorschlag entstanden, ein solches Gebäude an der Stelle des ehemaligen Traffiq-Pavillons als Musikpavillon zu gestalten, in dem Studenten der Musikhochschule Frankfurt vor einem Publikum spielen können, wenn sie Abschlussprüfungen haben oder eine solche bevorsteht - oder zum Beispiel auch als Premiere vor der Teilnahme an einem Musikwettbewerb oder einer Stipendiatenauswahl.
Für die Liebhaber moderner Architektur wurden auch drei moderne Pavillon-Varianten konzipiert – die Innengestaltung für Konzerte bleibt dabei gleich
Die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) und Bürger verbinden
An der HfMDK Frankfurt sind alle gängigen Orchesterinstrumente, Klavier und auch Gesang vertreten. Die Studenten üben Wochen und manchmal Monate lang in Vorbereitung auf Vorspieltermine und legen dafür ein hohes Maß an Disziplin an den Tag. Für ihre beachtlichen Leistungen haben sie in der Regel jedoch nur die Lehrenden und Kommilitonen als Publikum. Es ist für Musiker und Sänger daher eine erfreuliche Gelegenheit, wenn sie auch vor erweitertem Publikum auftreten können.
Für die Menschen der Stadt bietet sich umkehrt die Möglichkeit, das ein oder andere professionelle Kurzkonzert zu genießen, ohne sich mit Vorlaufzeit und Planung sowie mit einem gewissen logistischen Aufwand, Ticketbuchungen etc. dafür irgendwohin begeben zu müssen.
Auf diese Weise kann eine Verbindung geschaffen werden zwischen der HfMDK Frankfurt und den Bürgern der Stadt – auch denen, die sich für gewöhnlich nicht die Zeit nehmen, in ein klassisches Konzert zu gehen. Außerdem stellt es ein schönes Pendant dar zu den Veranstaltungen, die das MOMEM (Museum of Modern Electronic Music) voraussichtlich in der Arena abhalten wird.
Der Vorschlag im Rahmen dieser Planung sieht vor, dass der Eintritt für die Kurz-Konzerte im Musikpavillon frei ist. Lediglich gutes Benehmen ist die Eintrittsvoraussetzungen für einen Konzertbesuch dort.
Das Konzertprogramm besteht aus relativ kurzen Darbietungen und ist im Internet für alle Bürger abrufbar
Das Konzertprogramm des Musikpavillons ist auf einer Anzeigetafel abzulesen, die neben dem Eingang des Musikpavillons angebracht ist: Man kann über ein Tastenmenü die Sprache auswählen und nicht nur die Übersicht für die aktuellen nächsten Stunden sehen, sondern mit den Tasten auch vorwärts scrollen, so dass man sich einen Überblick verschaffen kann, was wann gespielt wird. Die angezeigten Termine sind ebenso im Internet auf einer Webpage abrufbar.
Viele Menschen haben zwar keinen heißen Draht zu klassischer Musik. Wenn sich jedoch im Alltag die Möglichkeit ergibt, spontan und ohne Aufwandsbarrieren das ein oder andere Vorspiel zu genießen, dann nehmen sie gerne die Gelegenheit wahr.
Außerdem wird an der Musikhochschule Frankfurt keineswegs nur klassische Musik gespielt, sondern viele Studenten spielen auch moderne Musik, die ebenfalls im Musikpavillon zur Aufführung kommen sollte.
Der Musikpavillon bietet Platz für 36 Gäste
Rund 20 Sitze befinden sich auf dem Parkett – erweitert wird dies durch weitere 16 Sitze auf der Galerie
Auch Zuhörer draußen auf dem daneben gelegenen Edelstein-Plätzchen (s.u.) können bei einigen Konzerten „mithören“: Denn während der Musikpavillon mit gutem Schallschutz versehen keine Geräusche von der Zeil hineinlassen darf, damit die Musiker nicht gestört werden, kann umgekehrt durch eine hochwertige Lautsprecher-Anlage die Musik dezent hinausdringen auf das Edelstein-Plätzchen, und Zuhörer, die sich dort auf den Bänken und Mäuerchen niedergelassen haben, kommen auch in den Genuss des live-Konzertes im Pavillon. Die Zahl der „Sitzplätze“, mit denen die Bürger erreicht werden, steigt so auf über 100.
Innenraumgestaltung und Akustik des Musikpavillons
Der Innenraum ist ca. 62 Quadratmeter groß und bietet Raum für 36 Sitzplätze: 20 davon im Erdgeschoß und 16 oben auf der Galerie.
Hierbei ist zu beachten, dass bei einer normalen herkömmlichen Bestuhlung rund 50 Sitzplätze geschaffen werden könnten. In der vorliegenden Planung sind jedoch sehr bequeme, breite Sitze vorgesehen, mit einer ordentlichen Rückenlehne sowie Armlehnen. Diese Sitzsessel sind gepolstert und mit leicht zu reinigendem Kunstleder bezogen.
Eine bequeme Bestuhlung macht ein Konzert zu einem echten Genuss, und die Ausdauer beim Anhören längerer klassischer Stücke wird nicht durch den fehlenden Sitzkomfort auf die Probe gestellt.
Die lichte Innenhöhe des Gebäudes beläuft sich auf über 10 Meter, da durch die Dachform und den Verzicht auf eine zweite Ebene zugunsten der Galerie eine Kuppel entsteht. Die Akustik in einem solchen Gebäude muss direkt bei der Planung berücksichtigt werden, sei es , dass mit Stuck-Elementen, Materialvorgaben für die Innenraumelemente oder anderen Mitteln zur akustischen Optimierung gearbeitet wird.
Die Innenarchitektur muss allerdings von einer Fachfirma für Akustik in Konzertsälen mitgestaltet werden.
Im Erdgeschoß befindet sich unter der Treppe im niedrigen Bereich ein kleiner, abschließbarer Treppenwandschrank, und unter den höheren Treppenstufen ist ein WC angebracht. Auf der anderen Seite der Bühne befindet sich das „Künstlerzimmer“ mit einer kleine Teeküche. Es dient zum Auftritt der Künstler auf die Bühne und ihrem Abgang. Lediglich der Flügel ist fester Bestandteil des Pavillons, alle anderen Instrumente bringen die Studenten für die Konzerte mit. Die Musikhochschule auf der Eschersheimer Landstraße ist lediglich zwei U-Bahn-Stationen entfernt, und man kann sozusagen binnen 10 Minuten von Tür zu Tür gelangen.
Die Fenster sind ebenso wie die Eingangstür aus einbruchssicherem Glas und auf Knopfdruck satinierbar, damit die Studenten -vor allem in Examenssituationen- nicht durch das Laufpublikum draußen gestört werden.