Bäume an der Hauptwache sollen Schatten spenden
Die gleiche Herausforderung wie bei den Beeten ergibt sich in noch größerem Maße bei der Pflanzung von Bäumen: Für einen angenehmen Schattenwurf an der Hauptwache wären Bäume zwar sehr zu begrüßen; aber die Kübel-Pflanzsituation, die die B-Ebene zwangsläufig vorgibt, schränkt die Zahl und vor allem die Größe der in Frage kommenden Bäume leider massiv ein. Gerade in dem Areal, wo Baumschatten am dringendsten notwendig wäre, ist alles von der B-Ebene „unterkellert“. In der vorliegenden Planung wurden daher kübelfähige Baumsorten und Gehölze definiert, die problemlos über der B-Ebene gedeihen können, wenn sie in passendes Substrat gepflanzt und adäquat bewässert werden. So können rund 25 Bäume und über ein Dutzend Gehölze an der Hauptwache Schatten spenden. Baldachine sind weitere Schattenspender, deren Beerenbepflanzung zudem Nahrung für Vögel und Insekten bietet.
Über B-Ebenen können keine üblichen Stadtbäume gepflanzt werden
Unter dem Hauptwachen-Areal befindet sich die weitläufige B-Ebene. Die Decke dieser Unterkellerung kann zwar gewichtsmäßig einiges tragen: Der früher befahrene Straßenbereich war sogar für Lastwagen von 20 Tonnen Gewicht und mehr ausgelegt - und ein ausgewachsener Baum mit einem Stammdurchmesser von 80 bis 90 cm wiegt für gewöhnlich unter 10 Tonnen.
Das Problem ist also nicht das Gewicht, es ist vielmehr der Platz, den ein „normaler“ Baum für sein Wurzelwerk benötigt: Hat ein Baum einen Kronendurchmesser von einem Meter, so benötigt er für seinen Wurzelraum mindestens einen Durchmesser von 6 – die Richtlinie FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau) legt hier sogar einen Wurzelraum von 12 Kubikmetern fest. Die Überdeckung der B-Ebene kann diesen Wurzelraum leider nicht zur Verfügung stellen.
Lediglich vor der Katharinenkirche könnten etwas größere Bäume geplant werden. Allerdings wirft die Kirche selbst einen relativ großen Schatten in Richtung Hauptwache, wenn die Sonne nicht im Zenit steht.
Es besteht jedoch die Möglichkeit, sogenannte „kübelfähige“ Bäume zu pflanzen: Bestimmte Baumarten kommen mit ausgesprochen wenig Wurzelraum aus bzw. können bei regelmäßigem Schnitt vergleichsweise klein gehalten werden. In der vorliegenden Planung ist die Pflanzung von 25 Bäumen dieser Art sowie weiteren 14 größeren Gehölzen (Flieder u.ä.) vorgesehen.
Dadurch werden zwar keine große Baumkronenschatten erzeugt, aber die zahlreichen kleineren Bäume und größeren Sträucher werfen auf die Bänke in ihrer Nähe und vor allem auf die Sitzmäuerchen an ihrem Beetrand im Sommer ebenfalls Schatten für die Menschen.
Die Planung der kübelfähigen Bäume muss sorgfältig erfolgen
Art und Höhe des Substrates sind ebenso wichtig wie die umgebende Beetbepflanzung und die Sonnenintensität des jeweiligen Standortes
Ein weiteres Element der Platzgestaltung mit Bäumen: das Schillerdenkmal zurückbringen
Das Schillerdenkmal stand vor dem zweiten Weltkrieg mit großzügigem Platz und umrahmt von schönen alten Bäumen an der alten Hauptwache, genau dort, wo sich jetzt der große Abgang zur B-Ebene befindet
Den Wunsch, die Schillerstatue wieder mehr in das Zentrum des Frankfurter Lebens zu rücken, haben vor 13 Jahren bereits junge Menschen geäußert: 2009 stellten die Schüler des Schiller-Gymnasiums eine selbst gebaute Statue von Schiller auf der Hauptwache auf.
Die neue Struktur der Hauptwache mit den kleinwüchsigen Platanen sowie die Einschränkung durch die B-Ebene was die Pflanzung großer Bäume anbelangt, machen es allerdings fast unmöglich, für die mit Sockel insgesamt 8 Meter hohe Statue einen gebührenden Platz zu finden – zumindest, wenn die Statue so wirken soll wie einst.
Eine adäquate Alternative: Positionierung auf dem Goetheplatz
Deshalb ist in der vorliegenden Planung vorgesehen, die Schillerstatue wieder in das Zentrum Frankfurts zurückzuholen, indem man sie auf dem Goetheplatz aufstellt, wo sie sich mit Goethe und Johannes Gutenberg in bester Gesellschaft befindet. Mit dem Gesicht Goethe zugewandt wird die Freundschaft der beiden großen Dichter adäquat zum Ausdruck gebracht, auch wenn man sie nicht näher aneinander stellen sollte, da das Goethedenkmal über 10 Meter hoch ist (mit einer Statue von 6,90 m Höhe), während das von Schiller lediglich 8 Meter misst (mit einer Statue von 4m Höhe).
Die Umgebung auf dem Goetheplatz ließe derzeit zwar ebenfalls ein wenig zu wünschen übrig, aber sobald die Stadt sich der Aufwertung des Goetheplatzes und des Roßmarktes widmet, könnte auch für die dann dort etablierte Schillerstatue eine adäquate Umgebung geschaffen werden.
Es können zwar keine schönen großen Bäume über der B-Ebene wachsen, aber dafür können Baldachine als zusätzliche Verschattungsmöglichkeit errichtet werden
Um dennoch grüne Verschattung mit so viel Pflanzen wie möglich zu erzielen und nicht mit künstlichen Verschattungselementen, werden hier begrünte Baldachine vorgeschlagen. 2,50 m breit, 5 m lang und 3 m hoch bieten zwei von ihnen schattige Sitz- und Liegeplätze an, die denen der High-line von New York nachempfunden sind.
Während man unter zwei Baldachinen auf liegebankartigen Möbeln die Beine ausstrecken kann, befinden sich unter den beiden anderen Baldachinen nur reine Sitzgelegenheiten - ebenfalls in Anlehnung an Sitzmöglichkeiten auf der New York Highline
Bei diesen Baldachinen dienen die Sitzmöbel gleichzeitig als Kübel, in dem ein gewisser Wurzelraum entsteht. Ein kübelfähiger Baum mit Hochstamm könnte sich hier -mit entsprechenden Baumbelüftungsvorrichtungen- gut entwickeln und sich über dem begrünten Dach als weiterer Beitrag zur Begrünung entfalten.
Mit einer Wurzelraumtiefe von 1 m und einem Kübelvolumen von über 3 Kubikmetern kann zum Beispiel eine Felsenbirne -die ein kübelfähiger Baum ist- die gewünschte Stammhöhe von 2,50 m problemlos erreichen.
Die Baldachin-Stationen bieten nicht nur schattige Sitzmöglichkeiten, sondern sie fördern mit ihrer Bepflanzung auch die Artenvielfalt
Für die Begrünung der Baldachindächer ist eine herkömmliche extensive Dachbegrünung vorgesehen. Besonders geeignet sind Sedum-Bepflanzungen mit sukkulenten Vertretern aus der Familie des Mauerpfeffers: Mauerpfeffer ist eine anspruchslose Pflanze, die auch lange Trockenperioden sehr gut übersteht. Wichtig ist vor allem ein trockener Standort ohne Staunässe und mit viel Sonne, was auf den Baldachin-Stationen an der Hauptwache gegeben ist.
Ein Zuschneiden ist zu keiner Jahreszeit notwendig, und entsprechend kommt der Mauerpfeffer nahezu vollständig ohne besondere Pflege aus. Damit eignet sie sich hervorragend für die Dachbegrünung im städtischen Raum.
Fast alle Sorten des Mauerpfeffers entfalten zahllosen, prächtige Blüten. Am häufigsten finden sich gelbblühende Sorten, aber es gibt auch Mauerpfeffer mit weißen Blüten, und der blaue Mauerpfeffer weißt ein Farbspiel von Lila bis Purpur auf. Die Blütezeit reicht an einem optimal ausgewählten Standort von Juni bis August- Die wintergrünen Blätter von Sedum eignen sich vor allem in den Wintermonaten für etwas farbliche Abwechslung, wenn alle anderen Pflanzen eher unscheinbar wirken. Dies ist auch für die Menschen, die an der Hauptwache in den umliegenden Gebäuden arbeiten, ein schöner Anblick, wenn sie an trüben Wintertagen aus dem Fenster auf die Stationsbaldachine hinabschauen.
An die Pfosten der Baldachin-Stationen können früchtetragende Rankpflanzen gepflanzt werden
An den Pfosten sollen sich zudem bei zwei Baldachinen Weintrauben hochranken, und bei zwei Baldachinen sollen Beeren und Spalier-Kiwi an den Pfosten gepflanzt werden, die ebenfalls an Rankgittern hochgebunden werden.
Die Dachbegrünung dient ebenso wie die Beeren und Trauben als Nahrung für Vögel und Insekten, die ansonsten an der Hauptwache in erster Linie Nahrung durch Essensreste-Müll der Menschen finden.
Bis zu einem gewissen Grad werden die Früchte zwar voraussichtlich von Menschen abgeerntet – zumindest der erreichbare Teil an den Pfosten. Aber zum einen ist nicht zu unterschätzen, wie schnell und gründlich Tiere abernten können – sie kommen den Menschen meistens zuvor; zum anderen können nur Vögel und Insekten die Früchte erreichen, die auf das 3 Meter hohe Dach gerankt sind.
Durch die umweltbewusste Bepflanzung der Hauptwache wird die Artenvielfalt in Frankfurt gefördert – im Einklang mit dem Arten- und Biotopschutzkonzept Frankfurt
Auch wenn man sie in der Frankfurter Innenstadt kaum wahrnimmt: Es gibt viel mehr Tier- und Pflanzenarten in der City, als man erwarten würde. Die Stadt Frankfurt hat in fast 10jähriger Arbeit ein beeindruckendes Arten- und Biotopschutzkonzept anfertigen lassen, das genau aufzeigt, welchen Flächen in der Stadt welche Artenschutzbedeutung beikommt.
Die Hauptwache befindet sich in der Nähe des Anlagenrings, der immerhin eine hohe bis mittlere Bedeutung für die in Frankfurt vorkommenden Arten hat. Eine Unterstützung der Artenvielfalt an der Hauptwache bedeutet somit eine Bereicherung des Artenschutzes in Frankfurt.
Vögel und Insekten finden nicht nur Schutz auf den Baldachin-Stationen, sondern auch auf Sedum-Dächern die wiederum durch Abwehrbepflanzungen geschützt werden
Die Dächer der Baldachine bieten Nahrung sowie einen geschützten Raum für Vögel und Insekten; aber auch die Schutz- und Abwehrbepflanzung rund um die begrünten Überdachungen der B-Ebenen-Aufgänge bietet der Tierwelt Zuflucht vor den zahlreichen Menschen. Die Abwehrbepflanzung an der Hauptwache umfasst nicht nur stachelige, sondern auch früchtetragende Sträucher wie Feuerdorn, Weißdorn, Schlehdorn, Sanddorn etc., die für die Vogel- und Insektenwelt eine Nahrungsrundlage darstellen.
Die Überdachungen müssen zu den Luftlöchern und zum Rand hin mit kleinen, nach innen gewölbten Mäuerchen umgeben werden, damit Kleinsttiere, die vom „Sträucherparadies“ auf diese wildwiesenähnliche Flächen klettern (z.B. um dort aus den flachen Vogeltränken, die dort aufgestellt sind, zu trinken), nicht abstürzen können.
Die Vögel und Insekten benötigen allerdings nicht nur Nahrung, sondern auch Wasser. Dies kann zum einen durch Vogeltränken auf den Baldachin-Stationen, zum anderen auf den begrünten Überdachungen über den B-Ebenen-Aufgängen sichergestellt werden. Zusätzlich können auch Brunnen als Tränke dienen, da sie gerade in heißen Jahreszeiten in Betrieb sind.
Größere Versammlungen, Fahrradrennen oder eine Vielzahl von Buden würden durch die Baldachin-Stationen allerdings eingeschränkt oder müssten ab einer bestimmten Größe bzw. Anzahl auf den Rossmarkt ausweichen
Während kleine Veranstaltungen oder eine kleinere Anzahl von Spezialitäten-Buden von dem schönen Ambiente und den Grünflächen profitieren, da Menschen dort lieber verweilen und zuhören oder genießen, werden Massenveranstaltungen oder Fahrradrennen durch die Baldachin-Stationen und auch die geschwungenen Beetformen beeinträchtigt.
Um mehr Platz für Großveranstaltungen, Fahrradrennen oder Buden zu haben, können die Baldachin-Stationen weggelassen, Beete reduziert und der Brunnen vor der Katharinenkirche verkleinert werden
Die Hauptwache würde damit 150m2 der 2000m2 Grünfläche verlieren und wäre in veranstaltungsfreien Zeiten etwas leerer, böte aber während größerer Veranstaltungen mehr Freifläche und Durchzugsmöglichkeiten – zum Beispiel auch für Demonstrationszüge.